Seit fast zwei Wochen besetzen Studierende die Hörsäle der Alten Mensa. Das Präsidium der Christian-Albrechts-Universität forderte die Besetzer nun auf, die Alte Mensa zu räumen, damit der Vorlesungsbetrieb dort wieder laufen kann. Heute kam es zu einer Kundgebung seitens der Protestierenden.
Knapp 30 Studenten sind es noch, die durch die Besetzung der Alten Mensa (Olshausenstraße/Ecke Westring) ihren Protest zum Thema Bildungsstreik aussitzen.
Arbeitsgruppen haben sie in den letzten Tagen gebildet, ein Netzwerk mit anderen besetzten Unis in ganz Europa aufgebaut und einen Forderungskatalog zusammengestellt - alles auf basisdemokratischer Ebene. Bislang tolerierte die Leitung der Kieler Uni die Besetzung, doch damit ist nun Schluss. Das Präsidium der Christian-Albrechts-Universität hat die Studenten dazu aufgefordert, die besetzten Hörsäle zu räumen, damit der Vorlesungsbetrieb dort wieder aufgenommen werden kann. Bei Weigerung soll sogar mit Exmatrikulation gedroht worden sein: "Exmatrikulation ist ein Kieler Spezifikum", sagte einer der Sprecher bei der Kundgebung am heutigen Montagmittag, in keiner anderen Uni soll mit solchen Maßnahmen gedroht worden sein. "Wir sollten uns nicht einschüchtern lassen", hieß es weiter.
Während der Kundgebung trafen sich Studenten mit Präsidiumsmitgliedern, um einen Kompromiss zu schließen. Wie im anschließenden Plenum bekannt wurde, habe die Uni-Leitung eine "offene Besetzung" vorgeschlagen. Die regulären Veranstaltungen sollen so von morgens bis abends stattfinden, später hätten die Besetzer dann die Möglichkeit, weiterzuarbeiten. Kaum ausgesprochen, schnellen Arme hoch. "Was für einen Sinn hat eine 'offene' Besetzung?", wird gefragt. Eine Diskussion beginnt, die zeigt, wie schwierig es für die Studenten ist, einen Konsens zu finden. Einerseits soll die Arbeit weitergehen, andererseits besteht das Präsidium der Uni auf den reibungslosen Vorlesungsbetrieb. Mit Kompromissen müssen die Studierenden jedoch arbeiten, da es sonst zur Räumung kommt. Ob sie den heutigen Vorschlag des Präsidiums zur offenen Besetzung annehmen, entscheiden die Studenten heute ab 19 Uhr in einem weiteren Plenum, wie über den Twitter-Account der Protestler bekannt gemacht wurde.
Eins war jedoch schon zu Beginn des Plenums, dem knapp 100 Studenten beiwohnten, sicher: Am kommenden Donnerstag, dem 3. Dezember, wollen die Studenten zum Landeshaus marschieren. Dort tagt ab 14 Uhr der Bildungsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags. Die Protestler werden in einer Kundgebung ihren Unmut über das deutsche Bildungssystem ein weiteres Mal vorbringen - diesmal an die zuständigen Regierungsmitglieder. In ihrem frischgedruckten Forderungskatalog verlangen sie unter anderem einen freien Zugang zum Masterstudium, mehr studentische Mitbestimmung, größere Wahlmöglichkeiten und weniger Pflichtfächer sowie die Angleichung der Benotungspunkte ETCS in Europa, damit den Studenten eine größere Mobilität beziehungsweise ein einfacher Wechsel zu anderen Universitäten möglich ist.
Auf jeden Fall "brennt" Kiel nun erstmal weiter, denn "aufgeben wollen wir erst, wenn sich etwas ändert".
+++ UPDATE, 2.12.: Wie die Pressestelle der CAU zu Kiel gestern berichtete, wollen das Präsidium der Christian-Albrechts-Universität und die Besetzer der Hörsäle im Gebäude der Alten Mensa eine Vereinbarung schließen, um einen reibungslosen Lehrbetrieb mit den Protestaktionen zu verbinden. Ab heute, dem 2. Dezember, sollen alle Lehrveranstaltungen planungsgemäß stattfinden. +++