Am Freitagabend spielte Ina Müller in der Kieler Sparkassen-Arena vor mehr als 8.500 Besuchern Songs aus ihrem aktuellen Album „Das wäre dein Lied gewesen“. Sie brachte ihr Publikum nicht nur mit herrlich pointierten Texten voll trockenem Humor, sondern auch erwartet zotigen und teilweise deftigen Scherzen zum Lachen.
Ina Müller als Lady Gaga, Ina Müller als Britney Spears, Ina Müller als Michael Jackson – das waren die ersten Eindrücke, die über die riesengroßen Videoleinwände links und rechts der Bühne flimmerten, bevor sich der Adventszeit angemessen auf der großen LED-Wand im Hintergrund ein Türchen öffnete und sie ihre Kieler Fans mit einem herzlichen „Moin Kiel, ihr Schnullerbacken“ begrüßte. Gleich darauf performte sie ihren ersten Song „Paparazzia“, in dem sie leidvoll feststellen musste, dass es niemandem interessiert, mit wem sie nun gerade knutscht. „Meine Fresse, seid ihr viele“, stellte sie fest, als sie ins Rund der mit mehr als 8.500 Fans besetzten Sparkassen-Arena blickte.
Zwar war der Rahmen ein geringfügig anderer als im intimen, kleinen „Schellfischposten“, der kleinen Seemannskneipe auf dem Hamburger Kiez, in dem ihre Late-Night-Show „Inas Nacht“ aufgezeichnet wird, der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Für Intimität und Nähe sorgte die „Grand Dame der Kodderschnauze“ schnell selbst, indem sie sich gleich unter ihr Publikum mischte und munter drauflos plauderte.
In bester Stand-up-Comedy-Manier gab sie Kalauer am laufenden Band zum Besten. Das jedoch auf eine derart charmante und nonchalante Art, dass selbst Scherzchen zum Lachen ermunterten, deren Pointen mehr als vorhersehbar waren. Dem Publikum, das zwar bunt gemischt, jedoch deutlich Ü30 war, gefiel es. Sowohl Landfrauen als auch gestandene Männer kicherten über Ina's Lebensweisheiten, die sie gern zum Besten gab. Zeitweise wurde es fast sozialkritisch oder gar philosophisch: „Wer abends vögelt, kann morgens trotzdem noch lange nicht fliegen.“
Da Ina Müller ohne „Plattdüütsch“ nicht geht, fehlte selbstverständlich auch ein „plattdüütscher“ Part in ihrem sonst komplett hochdeutschen Programm nicht – Momente, in denen das sonst als Rampensau bekannte Multitalent, sowohl musikalisch als auch textlich, ihre sanfte Seite zeigte. Gänsehautfeeling kam auf, als sie mit beinahe gebrochener Stimme in „Fast drüber weg“ berichtet, dass sie ihren Ex heute noch nicht gegoogelt hat, nur zweimal weinen musste und in der Nacht sogar mal ganz kurz geschlafen hat.
Ina Müller überzeugte in ihrer Show sowohl als Entertainerin, als Wortakrobatin, als auch als messerscharfe Beobachterin alltäglicher Irrungen und Wirrungen zwischen Mann und Frau. Sie war Comedian, Rockerbraut, Souldiva, Kumpel – irgendwie „'n büschn dazwischen“. Ihre Fans dankten es ihr mit Standing Ovations und ließen sie nicht von der Bühne ohne eine Zugabe, in der sie mit ihrer wirklich guten Band und ihren Backgroundmädels noch mal so richtig rockte und ihr Publikum letztlich zufrieden mit der Erkenntnis zurückließ: „Man ist so alt, wie man sich anfühlt.“
Anja Kühl
Fotograf: Mathias Bothor | © 105 Music GmbH