Den eigenen Garten zur perfekten Ruheoase machen, das ist gar nicht so einfach. KIELerLEBEN sprach mit Fernsehgärtner John Langley, bekannt aus Sendungen wie „Mein Nachmittag“, „DAS!“ und „Landpartie“ auf NDR, über seine Liebe zur Natur, seine vielen Projekte und seine Tipps rund um das schöne Grün.
KIELerLEBEN: Herr Langley, wie sind Sie zum Gärtnern gekommen?
John Langley: Mein Vater war selbst auch Gärtner, mein Urgroßvater ebenfalls – ich wurde also in eine Gartendynastie geboren. Ich selbst wollte einen Beruf haben, der mit Menschen, Natur und Kultur zu tun hat. Dass es mit der Friedhofsgärtnerei begann, hat sich einfach ergeben, da ich dort eine Lehrstelle bekam. Viele Menschen nutzen den Friedhof auch als Ruhepark, als Ort der Besinnung. Er strahlt eine ganze Menge aus, und es gibt dort eine unbeschreibliche Artenvielfalt. Friedhöfe sind kleine Gärten, „Gärten der Seele“ nenne ich sie immer.
Und wie kamen Sie dann zum Fernsehen?
Als ich 1977 im Rahmen von Ausstellungen über weihnachtliche Bräuche mit Hamburger Museen zusammengearbeitet habe, wurde darüber ein Bericht für die „Aktuelle Schaubude“ mit Carlo von Tiedemann gedreht. So wurde ich entdeckt.
Wenn man von Berufswegen so viel mit dem Gärtnern zu tun hat, hat man dann überhaupt noch Lust, im eigenen Garten zu werkeln?
Ich glaube, es ist keine Frage der Lust, sondern ich merke selbst, wie das Gärtnern mir gut tut. Der Spaß und die Freude an Pflanzen und an der Arbeit mit Erde ist etwas, was den Kopf befreit. Es geht um das Gärtnern des Gärtnerns wegen und nicht darum, es den Nachbarn recht zu machen. Und wenn man dann den Spaten zur Seite legt und seinen Kaffee trinkt, freut man sich, etwas getan zu haben, ohne viel nachzudenken.
Woran arbeiten Sie zur Zeit in Ihrem Garten?
Zuletzt habe ich kleine Brunnen gebaut. Das sind jetzt vier kleine Inseln in meinem Garten. Ich mag es, wenn es plätschert, wenn etwas passiert. Außerdem bin ich ein „Kübel-Gärtner“, am liebsten mache ich mir ruhige Flächen mit ganz vielen Kübeln, die ich nach Belieben umstellen kann, so wie man es auch in der Wohnung macht.
Im Garten am besten in kleinen Schritten vorgehen
Was sollte man zur Zeit im Garten als Erstes machen?
Ich beschäftige mich in dieser Jahreszeit mit dem Warten. Ich freue mich über die blühenden Hamamelis, die Jasmin, über die Christrosen, die ganzen Frühlingsblüher, die sich jetzt zeigen. Ich habe letztens im Gartencenter noch Tulpenzwiebeln gekauft, die bekam man weit unter dem halben Preis, da die meisten ihre Tulpen im Oktober schon gepflanzt haben. So habe ich dann im Mai, Juni noch wundervolle Tulpen im Garten, während die anderen schon wieder verwelkt sind.
Welche Fehler werden beim Gärtnern oft gemacht?
Vermeiden sollte man unbedingt ständiges Umgraben. Damit schafft man die Vegetation des aktiven oberen Bodens nach unten und macht damit die Bodenstruktur kaputt. Viele bearbeiten ihren Rasen auch schon viel zu früh, dafür sollte man immer erst sicher sein, dass es frostfrei bleibt.
Wie sollte man jetzt an die Planung des Gartens herangehen?
Ich rate immer, in kleinen Schritten vorzugehen und nicht gleich den ganzen Garten umzugestalten. Was auf keinen Fall entstehen sollte, ist Stress. Der ist nicht gewollt bei der Gartenarbeit, sondern Entspannung, Erholung, ja, die Freude daran, Fähigkeiten weiter zu entwickeln, die Natur wahrzunehmen und zu verstehen, und die Lust auf etwas Eigenes. Das sind für mich die besten Voraussetzungen.
Schädlinge: Was kann ich FÜR sie tun?
Und was raten Sie Menschen, die nur wenig Raum zur Verfügung haben?
Sich noch mehr zu freuen! Denn die Größe des Gartens sagt ja nichts über die Intensität der Freude aus. Kleine Gärten können zum Beispiel Naschgärten werden, indem man in Kübeln Erdbeeren, Kartoffeln oder andere Gemüsearten pflanzt und sich freut, dass man ein bisschen erhabener gärtnern kann. Selbst der kleine Balkon ist ja ein schwebender Garten, und wer keinen hat, kann sich einen „Garten“ auf der Fensterbank gestalten. 27 Zimmerpflanzen gibt es statistisch in den Wohnräumen, und wenn man die nicht einfach nur aufreiht, sondern sich vom Spaziergang ein paar Steinchen aufhebt oder irgendwas, was einen beflügelt es mitzunehmen, wird diese Fensterbank zu einer Gartengalerie.
Problem Schädlinge – was hilft wirklich?
Es kommt immer darauf an, welche Schädlinge. Wenn ich im Garten dafür sorge, dass Vögel hier zu Hause sind, dass sie Nahrung finden, dann entsteht automatisch ein kleiner Kreislauf. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel ein kleines Meisenkerlchen 45 Kilo an Insekten im Jahr futtert, dann kann man sich vorstellen, dass es eine schöne Symbiose gibt, und so braucht man auch nicht mit der chemischen Keule zu arbeiten. Je vielfältiger ein Garten gestaltet ist, umso lebendiger wird er auch akzeptiert. Daher lautet die Frage nicht „Was kann ich gegen die Schädlinge tun?“, sondern vielmehr „Was kann ich FÜR sie tun?“.
Kann jeder Mensch gärtnern oder gibt es wirklich so etwas wie den „grünen Daumen“?
Es gibt Menschen, die ganz Garten-affin sind. Sie können besonders gut mit Pflanzen umgehen, sie spüren, sie riechen, sie wahrnehmen und mit ihnen sprechen. Ich behaupte mal, dass jeder gärtnern kann, aber nicht jeder will das auch. Die Menschen sollen Spaß und Freude daran haben, mit Pflanzen umzugehen, und sie nicht nur als Dekorationsmittel verstehen. Pflanzen haben auch das Bedürfnis, gehegt und gepflegt zu werden, aber eben immer nur im gewissen Maße, sie müssen sich auch immer frei entfalten können.
Was ist Ihnen im Umgang mit der Natur besonders wichtig?
Als Botschafter der Loki-Schmidt-Stiftung (von Ex-Kanzler-Gattin Loki Schmidt gegründete Stiftung zum Naturschutz, Anm. d. Red.) liegt es mir sehr am Herzen, den Menschen bewusst zu machen, dass man, wenn man etwas in der Natur sieht, es wirklich nur ansieht und nicht abpflückt und mitnimmt. Lieber in eine Gärtnerei gehen und dort seinem Wunsch nachkommen, aber die Pflanzen draußen an ihrem natürlichen Standort lassen.
Das Interview führte Dana Wengert
Schon in seiner Kindheit drehte sich bei John Langley alles um Pflanzen. Es folgten Lehrjahre als Florist, an deren Ende der Meistertitel stand. Den Sprung ins Fernsehen wagte der Hamburger mit walisischen Wurzeln 1977 im Rahmen der „Aktuellen Schaubude.“ Seitdem ist John Langley bei verschiedenen Sendern und Formaten als Fernsehgärtner tätig und versorgt die Zuschauer mit Tipps und Tricks rund ums Grün.
DAS!grünt: Ab Mai wieder jeden Samstag in der Sendung „DAS!“ im NDR
Mein Nachmittag: John Langley zeigt immer dienstags um 16.10 Uhr live den Umgang mit der Natur.