Betroffene von Bindungsängsten glauben oftmals, dass nur der richtige Partner ins Leben treten muss, damit es mit der Beziehung klappt. Dass sich dahinter eine Angst vor Bindung verbirgt, ist vielen nicht bewusst. Man schätzt, dass 30 Prozent der Singles und sogar bis zu 25 Prozent aller Beziehungen darunter leiden. KIELerLEBEN sprach mit Christina Best, Heilpraktikerin für Psychotherapie, über dieses Thema.
KIELerLEBEN: Wie zeigen sich Bindungsängste?
Christina Best: Es gibt viele Anzeichen, die darauf hinweisen können. Grundsätzlich kann man sagen: Es gibt ein Nähe-Distanz-Problem. Betroffene fühlen sich etwa plötzlich innerlich zerrissen. Es tauchen Zweifel auf, ob der Partner der Richtige ist. Schwächen des Anderen werden nicht akzeptiert, häufig kommt es zum Ende der Beziehung, bevor sie richtig angefangen hat. Andere pendeln in einer Partnerschaft ständig zwischen Nähe und Distanz. Auch verlieben sich Bindungsängstliche häufig in Personen, die unerreichbar sind.
Welche Konsequenzen hat dies für eine Beziehung?
Der Wechsel zwischen Nähe und Distanz macht den Alltag unberechenbar. Häufig sucht der Partner eines Bindungsängstlichen die Ursachen bei sich selbst. Es macht sich Hilflosigkeit und Verunsicherung breit. Der Partner verliert sich in Verlustängsten und ist ständig im Kampf um den Erhalt der Beziehung. Die Verlustangst wird mit der „großen Liebe“ verwechselt. Oft wird dann an einer Beziehung festgehalten, die eigentlich keine ist.
Was sind die Ursachen?
Die Ursachen liegen häufig in der frühen Kindheit begründet – ob Nähe eher mit Wärme, Sicherheit, Geborgenheit oder mit Angst, Verlassenheit oder Einsamkeit in Verbindung gebracht wird. Auch spielt es eine Rolle, ob dem Kleinkind bei der Erkundung seiner Welt eine gewisse Autonomie zugestanden wurde. Eine Ausgeglichenheit an Nähe und Distanz vermittelt Vertrauen und das Gefühl, angenommen zu sein. Das nimmt das Kind dann mit in das Erwachsenendasein.
Wie kann die Bindungsangst überwunden werden?
Zunächst muss der Betroffene seine Ängste erkennen und den inneren Konflikt wahrnehmen. Im Anschluss ist es wichtig, den Selbstwert so zu steigern, dass der Betroffene sich einer Beziehung gewachsen fühlt. Es gilt, die bisherigen Glaubenssätze aufzudecken und aufzulösen.
Christina Best ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und führt eine Praxis für psychologische Beratung, Coaching und Kommunikation in der Königstraße 2 in Kiel. Weitere Infos unter www.christinabest.de und Tel.: (0431) 59 25 23 64.