KIELerLEBEN-Chefredakteurin Kerstin Klostermann traf Nicola Rost, Larissa Pesch und Marisa Akeny von der Berliner Band Laing vor ihrem Kieler-Woche-Konzert auf der Rathausbühne und sprach mit ihnen über Fischbrötchen, Erfahrungswerte und den Eurovision Song Contest.
KIELerLEBEN: Ihr seid bereits 2013 auf der Kieler Woche aufgetreten. Was gefällt euch am Norden?
Larissa: Ich liebe den norddeutschen Akzent. Der klingt breit und warm und hat etwas Heimeliges. Nicola und ich haben Familie hier, die wir regelmäßig besuchen.
Nicola: Meine norddeutsche Familie ist sehr trinkfest – das gefällt mir! (lacht)
Kieler Fischbrötchen oder doch lieber Berliner Currywurst?
Larissa: Ich mag Fischbrötchen mit Bismarckhering.
Nicola: Currywurst. Ich mag keinen Fisch.
Marisa: Definitiv Currywurst.
In einem Interview habt ihr ein Konzert von euch als „Laing-Erlebnis“ bezeichnet. Was macht denn dieses Erlebnis speziell aus?
Nicola: Ein Konzert von uns ist wie ein Theaterstück. Wir erzählen eine Geschichte mit unterschiedlichen Ebenen der Inszenierung: Gesang, Tanz, Kostüme, Lichtshow. Die Kombination aus allen Elementen ist das Laing-Erlebnis.
Laing besteht aus drei Sängerinnen und einer Tänzerin. Warum ist es euch wichtig, dass euer Auftritt mehr ist als nur Gesang?
Nicola: Es ist abwechslungsreicher. Alle Songs bauen aufeinander auf. So erschaffen wir einen Spannungsbogen, der die Zuschauer bei der Stange hält. Außerdem werden verschiedene Reize getriggert, ähnlich wie bei den Shows von Kraftwerk. Das vergisst man nicht so schnell!
Marisa, du machst eure Choreographien. Gibt es Shows von anderen Künstlern, die dich inspirieren?
Marisa: Bei „Zeig deine Muskeln“ gibt es einen Move, den ich bei Rammstein abgeguckt habe: mit der Faust im Takt aufs Knie hauen. (lacht) Jemand, der mich sehr inspiriert, ist Michael Jackson.
Ende letzten Jahres ist euer neues Album „Wechselt die Beleuchtung“ erschienen. Was ist neu im Vergleich zum Vorgänger?
Nicola: Es knüpft total am ersten Album und unserem elektronischen Sound an, geht aber mehr Richtung klassisches Songwriting. Je länger man Songs schreibt und auf der Bühne steht, desto besser weiß man, was bei den Leuten gut ankommt und was nicht.
Was sind eure wichtigsten Erfahrungswerte aus den letzten Bandjahren?
Nicola: Früher haben wir zwischen den einzelnen Songs während einer Show immer untereinander gequatscht. Das war wie eine Art Codesprache, die niemand außer uns verstanden hat. Das kam beim Publikum nicht so gut an.
Marisa: Wir haben mit der Zeit gelernt, dass man bei Festivalsets die Übergänge generell noch straffer machen muss. Da wollen die Zuschauer nicht so viel Infos von der Band.
Nicola: Klamottentechnisch wissen wir jetzt, dass enge Lederjacken sich nicht so für Choreos anbieten, wo man die Arme über den Kopf nehmen muss. (lacht)
Ihr tragt auf der Bühne sehr abgefahrene Kostüme. Welches ist euer Lieblingsoutfit?
Marisa: Die Kreuzworträtselhosen und -Kleider mit goldenen Stiefeln.
„Heintje ist der Inbegriff von Uncoolness.“
Auf dem aktuellen Album habt ihr wieder einen Schlager in neuem Gewand dabei: „Sei doch bitte wieder gut“ von Heintje. Wieso ausgerechnet dieser Song?
Nicola: Ich finde es spannend, Lieder zu covern, die uncool sind, wenn man sie das erste Mal hört. Und Heintje ist der Inbegriff von Uncoolness. (lacht) Den Song aufzupimpen und neu zu erzählen, war eine besondere Herausforderung.
Im März habt ihr am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 teilgenommen. Wie war’s?
Larissa: Spannend. Unser Motto war: Hauptsache mitmachen, nach uns die Sintflut. Wir waren alle nicht so traurig, dass wir letztlich nicht nach Österreich gefahren sind. Wir wussten, dass es schwer wird, sich mit einem deutschsprachigen Song durchzusetzen.
Immerhin wart ihr unter den Top 4 und konntet zwei Lieder performen.
Larissa: Genau. Es war für uns eine schöne Plattform, wo wir uns präsentieren konnten. Danach haben wir wahnsinnig viel positives Feedback bekommen.
War den Leuten eure Choreo mit den Spinningrädern nicht etwas zu abgedreht für den biederen ESC?
Larissa: Nein. Die Leute fanden das total witzig. Und gerade besondere Inszenierungen, mit denen man sich vom Rest der Teilnehmer abhebt, sind beim ESC ja wichtig.
Wie anstrengend ist es, gleichzeitig Fahrrad zu fahren, zu performen und zu singen?
Nicola: Das ist ganz easy. Wir proben immer so. (lacht)
Larissa: Am Anfang war das schon haarig. Wir haben eine Woche lang täglich ein paar Stunden trainiert. Dann hatten wir es drauf.
Kritisiert ihr mit „Zeig deine Muskeln“ den Körperwahn der heutigen Zeit?
Nicola: Wieso Kritik? Das ist nur eine Beobachtung. Ich hatte die Idee zu dem Song, als ich selbst auf einem Spinning-Bike saß. Ich finde es lustig, wie sexuell aufgeladen die Atmosphäre in einem Fitnessstudio ist. Frauen trainieren ihren Arsch, Männer ihren Bizeps, damit sie schön sexy aussehen. Gleichzeitig wird geflirtet und sich gegenseitig abgecheckt.
Ihr spielt hauptsächlich kleinere Shows. Würdet ihr gern mal auf einer richtig großen Bühne stehen?
Marisa: Die Max-Schmeling-Halle in Berlin wäre schon ein Traum. Da passen fast 12.000 Leute rein.
Nicola: Oh ja, und dann eine richtig fette Show mit Pyro und allem Drum und Dran. Momentan haben wir nur kleine Mittel zur Verfügung und müssen viel improvisieren. Wobei mir die kleinen Shows auch sehr gut gefallen. Es ist überschaubar und man hat auch ein Gefühl für die Leute ganz hinten. Je größer die Halle, desto alleiner fühlt man sich auf der Bühne.
Konzertfotos in unserer Galerie:
(Fotos: Anna Gieseler)